Fluchen macht Spaß, nur weiter bringt es dich nicht wirklich. Am Berg kann der Belagschaden notdürftig mit dem Wildschneespezialbrotzeittourenmesser so hingeschnitzt werden, dass der Run ins Tal noch funktioniert – mehr aber auch nicht.
Später ist dann eine größere Aktion gefragt.
Also ab in dem Wildschneekeller oder in den Garten, bei guter Sonne und bei warmen Temperaturen repariert sich so ein Schaden eh am besten. Wie auch beim Reparieren des Kantenschadens, sollte alles weg, was nicht ans Board gehört, bei kleineren Schäden langt der klassische Belagsreparaturhumbugstift – ist aber keine tolle Lösung. Bei dem was wir hier sehen, langt der Stift nicht.
Kommen wir zur Schadensanalyse: Board fest aufspannen, so arbeitet es sich sicherer und entspannter, wir sind ja nicht im Zirkus Kabackuk. Nach dem ich den Schaden lokalisiert, analysiert habe, weiß ich was gebraucht wird, um den Belag zu resetten. Hinzu kommen je nach Jahreszeit kalte oder heiße Getränke hinzu und schon kann’s losgehen.
Als erstes brauchen wir ein Stück feinsten Belag. Dieser sollte dem verbauten Belag gleichen, am besten ist es, ein Stück Oginoool-Belag zu haben. Bei meinen Brettern kein Problem. Dann die Schadensfeldgröße ausmessen – mit einer Kartonschablone geht das ausgezeichnet. Dabei immer auf die Lauf-Strukturrichtung des Boards achten, bzw. keine exotischen Formen zusammenfantasieren, ein toller Sheriffstern als Reparatur-Patch bringt nix außer viel Arbeit und 16 unnötige Ecken.
Sind Größe und Laufrichtung festgelegt, runde ich die Ecken. A: Weil es besser aussieht. B: Weil es mehr Arbeit macht. C: Damit es beim Einsetzen nervt – und D ganz einfach weil‘s keine Ecken gibt, die einen Angriffspunkt darstellen.
Am besten überall den gleichen Radius anwenden, Belagstück markieren, um immer die gleiche Lage beim anschließenden Einpassen zu haben und dann das angerichtete Belagstück mit doppelseitigem Klebeband auf dem Boardbelag fixieren. Das Belagstück wird so zur Schnittreparaturkonturschablone – Multitool quasi.
Jetzt kommt die Teppichmesserklinge zum Einsatz. Und die sollte genauso jungfräulich sein, wie die OP-Schwester vom Doktor Brinkmann. Schließlich operiert der auch nicht ohne.
Vorsichtig die ersten Schnitte auf den Geraden setzen. SCHNITTE! Also nicht auf einmal volle Soße draufdrücken und im Harakiristyle durchs Plastik – das geht in die Hose. Lieber sachte und dafür mehrmals hintereinander schneiden.
Die Rundungen als letztes und auch hier lieber ein paarmal nachschneiden. Wenn der Belag al dente ist, merkt das jeder, sogar ein Sibirischer Pastakocher ohne Feinmotorik.
Es folgt der klassische Ölsardinendosenöffner-Trick, so schält sich der Belag am leichtesten vom Untergurt, schließlich hat der’s schon endgültig hinter sich.
Alles säubern und zurecht putzen, dann gibt’s an sauberen Ausschnitt wie auf dem Oktoberfest.
Jetzt kann festgelegt werden was als Reparatur-Klebemedium zum Einsatz kommt, bei richtig groben Schnitzern ist ein Epoxidharz-Geelcoat meine erste Wahl, bei diesem Schaden genügt der Wildschnee Reparaturklebstoff.
Den Belag so einpassen, dass er sich ohne Knitterfalten und Überdruck in den Bereich einfügen lässt. Jetzt wissen wir auch warum es eine Markierung braucht, sonst wird man mit dem Einpassen nicht mehr fertig. Noch einen Klotz zum anschließenden Verpressen herrichten, der sollte aber keine scharfen Kanten haben, also ringsumerdum verrunden. Zusätzlich abkleben, sonst gibt‘s eine fast unlösbare Handbremse…
Schutzhandschuhe und Schutzbrille aufsetzen – jetzt wird‘s ernst. Den Ausschnitt ordentlich mit Klebstoff benetzen, Belag einsetzen, mit leichten Andruck von Hand, überflüssigen Klebstoff abwischen. Wichtig: Darauf achten, dass die Glupperl nicht mit dem Kleber in Berührung kommen.
Schraubzwingen ansetzen, und nach Art des Hauses den Andruck erhöhen, ein mittelfester Andruck genügt – eigentlich wären 3 kg /cm2 recht – aber so genau geht‘s ned wirklich.
Das Schwierigste haben wir hinter uns. Time to relax, Werkzeug aufräumen und das ganze 24 Stunden endfest werden lassen.
Schraubzwingen lösen, einen kräftigen Schlag auf den Klotz, am besten nur seitlich, alles andere bringt nix.
Ergebnis: Die Boardhälfte hat einen Belag, der zwar noch übersteht, aber den beseitigt die gerundete Teppichmesserklinge.
Wie man am besten damit umgeht? leicht spannen und wie einen Bogen immer in einer Richtung über den Belag ziehen. Vorsicht, die Messerklingen haben Sollbruchstellen!
Das Board ist erledigt wenn der Holzkern durch kommt. Das Abziehen ist erledigt, wenn kein merklicher Unterschied mehr zwischen den Belägen zu spüren ist. So weit so fresh. Jetzt noch das gute 120er Nasschleifpapier und einen Schleifklotz, etwas H2O aufs Brett und immer schön in Laufrichtung mit etwas Druck den Belag wieder auf Struktur ziehen.
Nur in Belag- Laufrichtung einseitig schleifen, nicht den Belag HOT rubbeln. So schaut‘s nach dem Nasschleifen aus. Mir langt das – jeder komplette Boardschliff verringert die Lebensdauer des Belags.
Und noch was: Dieser Erlebnisaufsatz spiegelt allein meine persönlichen Erfahrungen mit Reparaturen von meinen Boards. Ich übernehme keine Haftung für die von mir vorgestellten Arbeitsweisen und Techniken. Probier es aus oder geh zum Service.
Mein Equipment für den Job. Mehr brauchst du vermutlich auch nicht.
Markus.