Waxen, die Smartversion,
die Reihenfolge beim Boardtuning ist immer: Belag ausbessern, Kanten schleifen, wachsen. Ich geh jetzt einfach mal davon aus, dass dein Material die ersten beiden Arbeitsschritte bereits hinter sich hat – dann können wir loslegen.
Wer’s drauf anlegt, kann da eine ziemlich komplexe Wissenschaft draus machen, aber die Praxis der letzten Jahre hat mich gelehrt, dass es auch einfacher geht. Oben am Berg ist der Schnee meist anders als auf den letzten Metern im Tal und garantiert anders, als man sich das daheim überlegt, darum kommt bei mir meist ein Universalwachs aufs Brett. Genauer gesagt die pinke Holmenkol Megastange. Die ist billig und funktioniert so ziemlich überall einwandfrei.
Bevor ich ein neues Wachs auftrage, reinige ich den Belag. Spezielle Wachsentferner sind mir dafür aber a bisserl zu aggressiv. Ich arbeite mich mit Baumwolllappen, Zewa und Spiritus durchs Programm. Ministeinchen, bei denen sich das Ausbessern nicht lohnt, entferne ich mit der Messingbürste. Dabei schön in Fahrtrichtung ausbürschteln, nicht einreiben.
Dann halte ich ein Zewa unters Bügeleisen und gehe damit mehrmals von vorne nach hinten über die Lauffläche. Die Lappen saugen wie Harry. Danach sollte eigentlich alles an Fremdstoffen aus dem Belag draußen sein. Das Board ist jetzt sauber und ein bisserl vorgewärmt, sprich optimale Voraussetzungen fürs Wachsen.
Wer kein spezielles Wachseisen verwendet, stellt die Temperatur auf unterster Stufe ein. Es langt, wenn das Wachs langsam schmilzt, wenn’s dampft, isses zu warm.
Jetzt wird die synthetische Bienenscheiße langsam und gleichmäßig aufgetropft und anschließend verteilt. Dabei geh ich gern ein paar Mal über die gleiche Stelle, das verbessert die Wachsaufnahme denn das Wachs dringt so tiefer in den Belag ein. Bei hölzernen Seitenwangen am Split gehe ich auch noch mal drüber. Dafür einfach die Wachsstange grob drüberreiben und mit dem Bügeleisen alles fein verteilen. Wenn fertig, auskühlen lassen.
Manche hören hier schon auf, aber eigentlich geht’s mit dem Tuning jetzt erst los. Abziehen und Ausbürsten ist angesagt. Denn wir wollen das Wachs nur im Belag, nicht aber obendrauf haben.
Belag und Kanten ziehe ich dafür mit der Plexiglasklinge in Laufrichtung ab. Plexiglas hat die optimale Härte, um effektiv Wachs abzutragen und lange scharf zu bleiben, ohne den Belag anzugreifen.
Stahlabziehklingen tragen auf die Dauer zu viel vom Belag ab. Dabei die Klinge gleichmäßig von Nose zum Tail ziehen und nicht wild rum schrubben. So wird der Belag schön gleichmäßig frei gelegt.
Ist das Brett abgeschabt, ziehe ich die Stahlkanten an der Lauffläche und seitlich auch noch ab. Den Luxus gönn ich mir. Auch wenn der Belag jetzt sauber abgezogen ist, bleibt die Belagstruktur immer noch vom Wachs verdeckt.
Um die Struktur freizulegen, wird der Belag jetzt noch ausgebürstet. Für härtere Wachse nimmt man dafür die Bronze oder Messing Bürste, weiche Wachse wie das besagte Holmenkol Wald und Wiesen Wachs werden mit der Kunststoff Nylonbürste ausgebürstet. Wichtig: Beim Arbeiten mit Metall nicht zu fest aufdrücken, der Profi greift zur Rotorbürste und Bohrmaschine, braucht dann aber vermutlich diese Anleitung nicht mehr. Nach dem Ausbürsten liegt die Belagstruktur frei,
Alles Wachs befindet sich im Belag. Obendrauf liegen jetzt nur noch vereinzelte Krümel rum. Um die zu beseitigen, verwende ich ein feines Fleece. Auch hier streiche ich gefühlvoll von vorne nach hinten, um alle Breckerl zu beseitigen. Viele verzichten auf diesen Arbeitsschritt und sind dann erstaunt, wenn sich der Fellkleber so schnell abnutzt. Zum Polieren ein Baumwolltuch nehmen.Den perfekten Service erkennt man daran, dass der Belag von vorne bis hinten glänzt wie Black Beatuy an seinen besten Tagen. Für zivile Anwendungen vom Arlberg bis Zauchensee bist du so auf jeden Fall sauber aufgestellt.