Felle kann man fertig kaufen. Oder günstiger und individueller selber zuschneiden. Ist gar nicht so schwer, wenn man 15 Punkte beachtet.
Allgemeines:
1. Fellqualität. Da gibt’s verschiedene Ansichten. Am pflegeleichtesten sind Synthetik- oder Mixfelle. Reine Mohairfelle gleiten zwar besser, sind aber in der Pflege und Handhabung ein wenig kniffliger. Da beim Zweiteiler einiges an Fellfläche zusammen kommt, lohnt es sich, immer mit einem Auge aufs Gewicht zu schielen.
2. Klebeschicht. Die besten Hafteigenschaften hat meiner Erfahrung nach immer noch der klassische Fellkleber. Praktischer Weise gibt’s diese Klebefelle auch als Meterware, genau das Richtige für unsere Bastelstunde.
3. Fellbreite. Entscheidend dafür ist die Waist, bzw. die 35 cm vor und nach dem Touring Bracket. Hier muss das Fell sauber den Belag (aber nicht die Kanten) bedecken. Ob die Nose komplett abgedeckt ist, ist komplett egal. Mit 130mm Fellbreite komt man in den meisten Fällen ganz gut hin.
4. Haken. Haben wir Fellqualität und Breite festgelegt, müssen wir uns für eine Befestigungsart entscheiden. Hier kommt’s drauf an, welche Einhängung wir verwenden und ob’s ein Klebespannfell werden soll, oder ob das Ganze ohne mit einer einseitigen Befestigung auskommt. Dabei gilt: je steiler die Nose, umso einfacher, bzw. umso mehr Platz bleibt für phantasievolle Konstruktionen. Bei flacher Nose empfehle ich entweder kleine oder kurze Bügel. Denn sonst schiebst du im Aufstieg bei jedem Schritt einen Fellwulst vor dir her. Das geht erst auf die Kondition und dann auf die Stimmung. Alles schon erlebt.
5. Tailform. Der Knackpunkt hier: Aufgebogen oder nicht. Bei flachen und geraden Tails wie beim Swallow ist eine Eihängung ratsam. Ansage: klassischer Endhaken.
Beim aufgebogenen runden Tail wird’s komplizierter. Die entsprechende Haltekraft vorausgesetzt, kann man da auch auf die Endeinhängung verzichten wie es bei den meisten Splitfellen der Fall ist. Bei Bedarf kann man da aber auch noch eine zweite Einhängung anbringen. Allerdins halte ich nicht viel von schweren umständlichen Lösungen. Nichts wiegt nichts und warum sollte man irgendwelches Glump den Berg raufschleppen, was man eh nicht braucht?
6. Länge. Jetzt erst wird gemessen. Ja immer schön mit der Ruhe, dafür sauber. Wird das Fell in der selben Länge wie das Skiteil abgeschnitten, langt’s 110%ig. Sparfüchse können auch genauer messen, sollten dafür aber erst mal das Spannsystem einrichten. Kleiner Tipp: Beim Aufstecken und Ausmessen hilft ein Familienmitglied oder das Tesakrepband (je nachdem, was einem verlässlicher erscheint). Bei Gummispannern mit Doppelhaken den Umschlagbereich nicht vergessen! Alternativ nicht umschlagen und mit verstärkter Folie eine Haltelasche vernieten.
Dann sollte dein Fell hinten auf keinen Fall über die Tailaufbiegung rauslaufen. Denn der Kleber hält nur bei Belastung wirklich zuverlässig. Geht dein Fell über den hinteren Kontaktpunkt hinaus, bekommt es dort keinen Druck, kann sich lösen und wenn dann Schnee rein kommt iss vorbei mit der Gaudi.
Ich bin ein ganz großer Freund der direkten Felleinhängung, bei der ein Bügel mit einer Haltelasche direkt ans Fell genietet wird, ohne Gummispanner. Hier siehst du beide Systeme: Einmal Klebespannsystem mit elastischem Fronthaken und Endhaken, einmal den einfachen Spitzenbügel ohne Spannelement, der ohne Endhaken verwendet wird.
7. Fellrichtung. Damit meine ich die Strichrichtung. Wenn du von der Nose zum Tail streichst sollte es keinen Widerstand geben. In der Gegenrichtung müssen sich die Härchen aufstellen. Dann passt alles. Wer eine Katze daheim hat, kann die auch als Schablone Nase an Nose auf die Werkbank legen. Maulwürfe funktionieren übrigens nicht. Das sind die einzigen Viecher, die keine Strichrichtung im Fell haben. Wenn klar ist, dass alles passt, sind wir bereit für den nächsten Schritt.
8. Breite. Die Länge hätt’ ma. Fehlt noch die Breite. Wichtig dabei: Das Fell darf nur den Belag bedecken. D.h. die Kanten bleiben frei, sonst bieten sie keinen Seitenhalt bei eisigen Querungen. Damit am Ende alles so pipifein passt wie auf den nächsten Foto, hat sich ein einfaches Vorgehen etabliert. Wenn die Normstahlkante 2mm breit ist, dann ergibt sich bei grade geschnittener Innenkante ein Versatz von 4mm für den Zuschnitt.
9. Einrichten. Zum Schneiden das Fell an der geraden Kante ausrichten und von vorne bis hinten 4mm Abstand einhalten:Gut beim Splitboard, in der Regel ist die Innenkante gerade – perfekt zum Ausrichten:
10. Finale Vorbereitung. Jetzt wird das Hakensystem aufgesteckt, das Fell umgeschlagen und der Schnittwinkel des Fellanfangs angezeichet:
11. Der Cut. Wichtig: Brett fixieren und dann mit einer frischen Klinge von vorne nach hinten in einem Rutsch gleichmäßig aber gnadenlos durch. Messerführung senkrecht, Schneidewinkel parallel zur Kante. Besser für jede Seite eine eigene Klinge verwenden, anstatt mit den Kleberesten an der Schneide herumzukaspern.
Cut….in einem Satz ohne zicken, lieber vorher eine neue Klinge einsetzen.
12. Zambau. Hakensystem aufstecken, Fell, bzw. Befestigungsmaterial umschlagen, Schnittwinkel am Fell anzeichnen. Check: Ist die Klinge noch kleberfrei ? You now my friend, verpappte Klinge.
Eine Lochzange erleichtert einem an dieser Stelle das Leben ungemein.
14. Nieten versenken. Geht am besten mit einem Schraubstock. Sauber und kontrolliert. Dafür Nieten vorstecken, die Schokoseite der Nieten auf die Fellseite, sieht nicht nur besser aus – ist es auch. Beim Zampressen die Klebeseite mit Folie bedecken. Mäßiger Druck reicht:
15. Final Cut. Wenn das Fell wie im vorletzten Bild seitlich weit über die Aufhängung rausläuft, bedeutet das viel Kriesenpotential, denn an dieser Stelle ist kein Zug auf dem Fell, was dazu führen kann, dass es sich löst, vom Schnee unterwandert wird und dann hast du nicht nur eine schöne Beule unter dem Fell sondern schleppst auch gleich die perfekte Aufstiegsbremse nach oben.
Besser: Eine gerade Linie von der Einhängung nach hinten. Wenn an der Stelle der Belag nicht bedeckt ist, macht das überhaupt nix.
So, das war’s eigentlich. Zur Endkontrolle, nochmal auf das Fell auf das Boardteil gezogen und mit Argusaugen geprüft.
Zampacken, fertig.
Felle übereinander legen oder mit Zwischenlage – ab in den Rucksack und auf zur ersten
Markus.